Rheine im Zweiten Weltkrieg – Zerstörung und Wiederaufbau

Rheine unter dem NS-Regime (1933–1945)

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde auch in Rheine das öffentliche Leben zunehmend von der Ideologie der NSDAP durchdrungen. Jüdische Bürger und politische Gegner wurden verfolgt. Die Synagoge an der Münsterstraße wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört, viele jüdische Familien flohen oder wurden deportiert. Insgesamt wurden etwa 32 jüdische Bürger aus Rheine in Konzentrationslagern ermordet. Während des Krieges wurden in der Stadt zudem zahlreiche Zwangsarbeiter aus besetzten Gebieten eingesetzt.

Die Bombenangriffe auf Rheine und ihre Auswirkungen

Ab 1944 wurde Rheine durch die Alliierten bombardiert, insbesondere wegen seiner strategischen Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt.

Die schwersten Angriffe:

  • 20. Dezember 1942: Während der Sonntagsmesse wurden die Gebäude am Marktplatz 10 und 11 durch einen Bombenangriff schwer beschädigt bzw. zerstört. Fast die gesamte Eigentümerfamilie kam dabei ums Leben.
  • 5. Oktober 1944: Schwere Zerstörung der Innenstadt und des Bahnhofsbereichs.
  • 21. März 1945: Mehr als 1.500 Bomben fallen auf Rheine, viele Gebäude werden zerstört.
  • 25. März 1945: Ein weiterer Angriff verursacht massive Schäden.

Folgen der Angriffe:

  • 80 % der Innenstadt zerstört
  • Über 1.000 Tote
  • 1.800 Häuser zerstört oder schwer beschädigt

Besetzung durch alliierte Truppen (April 1945)

Am 2. April 1945 wurde Rheine von britischen und kanadischen Truppen eingenommen. Die Wehrmacht sprengte vorher die Emsbrücke, um den Vormarsch zu verlangsamen. Es kam zu vereinzelten Gefechten, doch die Stadt fiel schnell in alliierte Hände. Eine britische Militärverwaltung wurde eingerichtet, NSDAP-Funktionäre wurden verhaftet, und die Versorgung der Bevölkerung wurde organisiert.

Der Wiederaufbau der Stadt (1945–1960er Jahre)

Nach Kriegsende begann der mühsame Wiederaufbau Rheines:

  • Trümmerbeseitigung durch Einwohner und Kriegsgefangene.
  • Notunterkünfte und provisorische Wohnlösungen wurden errichtet.
  • Wirtschaftswunder ab den 1950er Jahren beschleunigte den Neuaufbau.
  • Der Bahnhof, das Rathaus und die Antoniuskirche wurden wiedererrichtet.
  • Die Innenstadt wurde modern gestaltet, viele Fachwerkhäuser durch moderne Gebäude ersetzt.

Erinnerungsrundgang durch Rheine

Um die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs in Rheine erfahrbar zu machen, bietet sich ein historischer Rundgang zu wichtigen Erinnerungsorten an:

  1. Marktplatz – Ort des Bombeneinschlags vom 20. Dezember 1942 auf die Häuser 10 und 11, bei dem fast die gesamte Eigentümerfamilie ums Leben kam.
  2. Stadtarchiv Rheine – Bewahrt historische Dokumente, Fotos und Berichte über die Kriegszeit und den Wiederaufbau.
  3. Gedenkstätte auf dem Friedhof Königsesch – Kriegsgräber von Zivilisten und Soldaten, die in den Luftangriffen und Bodenkämpfen ums Leben kamen.
  4. Mahnmal an der St. Elisabeth-Kirche im Stadtteil Dorenkamp – Erinnerungsort an den Bombenangriff vom 5. Oktober 1944, der den Stadtteil schwer traf.
  5. Bahnhof Rheine – Wichtiger strategischer Knotenpunkt im Zweiten Weltkrieg, mehrfach bombardiert und stark zerstört.
  6. Emsbrücke – Kurz vor der Einnahme Rheines durch alliierte Truppen von der Wehrmacht gesprengt.
  7. Gedenkstein der zerstörten Synagoge – Erinnert an die Synagoge von Rheine, die während der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde, als Mahnmal für die Verfolgung der jüdischen Gemeinde.
  8. Stolpersteine – Kleine Gedenktafeln vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer des Nationalsozialismus, die an deren Schicksale erinnern.
  9. Damloup-Kaserne – Ehemalige Wehrmachtskaserne, die während des Krieges genutzt wurde und nach starken Bombardierungen heute nicht mehr existiert.
  10. Historischer Marktplatz mit St. Dionysius-Kirche – Ein Ort mit langer Geschichte, der durch den Krieg stark beeinflusst wurde und heute als zentraler Treffpunkt der Stadt dient.

Diese Erinnerungsorte bieten einen umfassenden Einblick in die Geschichte Rheines während des Zweiten Weltkriegs und dienen als Mahnung für kommende Generationen. Sie können in einem geführten Stadtrundgang besucht werden, um die Vergangenheit lebendig zu halten.

Lehren aus der Vergangenheit
...Mahnung für die Zukunft

Der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren in Rheine – von der Verfolgung unschuldiger Menschen über die Zerstörung der Stadt bis hin zum mühseligen Wiederaufbau. Die Erinnerungsorte und Gedenkstätten mahnen uns, die Schrecken des Krieges nicht zu vergessen und aus der Vergangenheit zu lernen. Frieden, Toleranz und Zusammenhalt sind die Grundpfeiler einer Gesellschaft, die solche Tragödien nie wieder zulassen darf. Es liegt an uns allen, diese Verantwortung weiterzutragen.
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