Der Marktplatz von Rheine ist seit dem Mittelalter das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Die erste urkundliche Erwähnung von Märkten stammt aus dem Jahr 1450, und ab 1498 fanden hier regelmäßig Wochenmärkte statt.
Mit der Verleihung der Stadtrechte 1327 durch den münsterschen Bischof Ludwig II. wurde der Marktplatz als zentraler Treffpunkt angelegt. Hier entwickelte sich ein pulsierendes Stadtleben, das durch den Handel mit Getreide, Vieh, Tuch und Salz florierte.
Neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung war der Marktplatz auch Schauplatz der städtischen Gerichtsbarkeit. Noch bis 1764 stand hier ein Galgen, an dem Todesurteile vollstreckt wurden. Während der Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert fanden auf dem Platz mehrere Prozesse und Hinrichtungen statt.
Das erste Rathaus von Rheine befand sich direkt am Marktplatz und diente als Verwaltungszentrum sowie als Ort für Ratsversammlungen. 1899 wurde es abgerissen, um Platz für eine modernere Stadtgestaltung zu schaffen.
Der Marktplatz war über Jahrhunderte hinweg Handelsplatz und Marktplattform für Bauern, Händler und Kaufleute aus der Region. Besonders das Salz aus der Saline Gottesgabe, das seit dem Mittelalter in Rheine gewonnen wurde, war ein begehrtes Handelsgut.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wandelte sich das Stadtbild. Neue Handelsgeschäfte, Banken und Gaststätten siedelten sich am Platz an. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Marktplatz durch Bombenangriffe beschädigt, doch viele Gebäude wurden später restauriert oder wieder aufgebaut.
Heute wird der Marktplatz regelmäßig für Veranstaltungen genutzt und ist manchmal noch Standort des traditionellen Wochenmarktes. Die Pflasterung des Platzes und seine offene Gestaltung erinnern an seine lange Geschichte und machen ihn zu einem beliebten Treffpunkt für Einheimische und Touristen.
Eines der markantesten Gebäude am Marktplatz ist das Haus Markt 10, heute bekannt als „Roter Hirsch“. Schon 1748 wurde es als Gasthaus erwähnt. Während des 19. Jahrhunderts war es ein bedeutendes Hotel und Treffpunkt für Reisende und Kaufleute.
Im Keller des Hauses wurden Überreste eines Brunnens aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, der einst zur Wasserversorgung der Marktbesucher diente. Dies zeigt, dass der Platz schon früh eine zentrale Rolle für die Stadtbevölkerung spielte.
Ein weiteres bedeutendes Gebäude am Marktplatz ist das Beilmannsche Haus, dessen Giebel noch heute sieben Kanonenkugeln aus der Belagerung von 1647 trägt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Rheine von schwedisch-hessischen Truppen angegriffen und durch Brandgeschosse schwer beschädigt. Die Inschrift an der Fassade des Hauses erinnert an diese tragischen Ereignisse.
Heute ist der Marktplatz ein belebtes Zentrum mit Cafés, Restaurants und Geschäften. Seine Geschichte ist überall spürbar – von den alten Gebäuden bis hin zur Pflasterung, die das historische Flair bewahrt. Der Wochenmarkt der seit über 500 Jahren regelmäßig stattfindet, verbindet Tradition mit modernem Stadtleben. Dieser findet heute aufgrund der gewachsenen Marktstände zwar weitestgehend auf den nahegelegenen Bornplatz statt, - aber der Marktplatz selbst dient auch heute noch als Ausweichquartier.